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Hors Champs

EINE DOKU-INSTALLATION IM RAHMEN DER KUNSTINTERVENTIONEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM DER STADT MÜNCHEN
SOMMER 2016

Das Projekt HORS CHAMP (frz. außerhalb des Feldes) will sich mit Orten befassen, die in unserer mentalen Karte nicht eingezeichnet und am Rand unserer Wahrnehmung sind. Solche sind Wohnräume, Arbeitsplätze, Versammlungs-, Freizeit- und Ausdrucksorte. Ein unterirdischer Bach, das Magazin der Staatsbibliothek, Schlafplätze und Kunstinstallationen, unter Brücken und Straßen. Für manche Menschen sind diese Orte das Zentrum ihres Alltags. Für viele sind sie aber unbekannt, sie wollen oder dürfen sie nicht betreten. Wie der Rand außerhalb unseres Blickfelds sind diese Orte unterbewusst präsent, aber bleiben üblicherweise jenseits unserer bewussten Wahrnehmung.

HORS CHAMP ist ausgewählt worden vom Kulturreferat München für Kunstinterventionen im öffentlichen Raum 2016

Stadt im stetigen Wandel
Eine Stadt ist ein Raum, den wir jeden Tag, wenn wir unsere Haustüre verlassen und uns auf den Weg in unser Alltagsleben machen, in seiner Komplexität und Heterogenität wahrnehmen können. Kein Haus, keine Straße, kein Stadtteil ist identisch. Dazu befindet sich alles in einem permanenten Wandel. Die Einwohner auf der einen, ökonomische und soziale Bedingungen auf der anderen Seite verändern, gestalten und interpretieren das, was wir unter unserem Lebensraum verstehen.

Orientierungshilfen / Die Stadt als mehrdimensionaler Raum
Um den eigenen Lebensraum zu verstehen und um sich Orientierung zu verschaffen, verleihen wir dem städtischen Raum Strukturen. Bezirke, Stadtteile, Straßen, öffentliche Verkehrsnetze und Fahrradrouten helfen uns das, was sich außerhalb unseres privaten Lebensraums befindet, zu definieren.
Unsere Verortung im städtischen Raum folgt kognitiv den Parametern der Kartographie. Koordinaten, Planquadrate und Felder geben uns Orientierung. Diese mentale Karte bleibt im städtischen Raum deshalb eine horizontale. Aber im Gegensatz zur Karte sind Städte keine flachen Räume. Die Orte, an denen wir uns täglich bewegen, sind nicht nur Teil einer horizontalen, sondern auch einer vertikalen Ordnung, verankert zwischen einem „oben“ und einem „unten“.

Orte am Rand der Wahrnehmung
Was wir wahrnehmen können, ist eine Frage der Perspektive. Je nach Aufenthaltsort des Betrachters, erschließen sich unterschiedliche Blicke auf die Stadt und ihre vertikalen Ordnungen. Dieses Projekt will sich den in Relation zur „normalen“ horizontalen Oberfläche unten gelegenen „unteren“ Orten widmen. Nicht notwendigerweise, aber oft sind das Orte, die filmtheoretisch gesprochen im hors-champ (dt.: außerhalb des Feldes), im nicht sichtbaren Feld der wahrgenommenen Welt liegen.
Solche Orte können Wohnräume, Arbeitsplätze, Versammlungs-, Freizeit- und Ausdrucks- und Erinnerungsorte sein. Für manche Menschen sind diese Orte das Zentrum ihres Alltags. Für die Mehrheit sind diese Orte aber unbekannt, sie wollen oder dürfen sie nicht betreten. Wie der Rand außerhalb unseres Blickfelds sind diese Orte zwar für jeden unterbewusst präsent, aber bleiben üblicherweise jenseits unserer Wahrnehmung. Sie entziehen sich schlichtweg aufgrund ihrer Lage unserem Blick. Dieser „blinde Fleck“ ist nicht nur ein topographischer, sondern kann soziale, kulturelle und ökonomische Unterschiede beinhalten. Allein in unserer Sprache ist das „untere“ nicht nur ein Ort, sondern impliziert eine semantische Bedeutungszuschreibung, wie „subversiv“, „subkulturell“ oder „underground“.