Film / Installation / Radio / Buch
Die multimediale Vermessung eines Militärstandorts
Betrachtung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer kleinen Gemeinde in Deutschland. Seit über einem Jahrhundert – über Kriege und Staaten hinweg – ist das Militär der größte Arbeitgeber. Der Alltag der Gemeinde ist untrennbar mit den Geschehnissen auf dem benachbarten Truppenübungsplatz verbunden. Tagebuch, Tagesbefehl, Bittschrift, Briefe und Fotos erzählen vom Alltag zu verschiedenen Zeiten.
Dokumentarfilm 2012/2013
D 2012/2013, 92 Min.
Buch & Regie: Kathrina Edinger & Eduard Stürmer et al.
Kamera: Marco Kugel & Eduard Stürmer
Montage & Farbkorrektur: Eduard Stürmer
Tongestaltung & Mischung: Jonathan Pauli
Videoinstallation 2012/2013
»Atlas 2013«, der 21. Kunstwettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Bonn, Deutschland, 2013
Kamera und Montage: Marco Kugel & Eduard Stürmer
Radio-Feature 2014
Buch/Regie
Produktion: SWR
Sendung: 28.07.2014, 14.05 Uhr, SWR2
Stetten am kalten Markt im Landkreis Sigmaringen auf der Schwäbischen Alb. 3500 Einwohner und ein Truppenübungsplatz: der Heuberg. Seit 100 Jahren ist das Militär für die Ortsbewohner Nachbar, Arbeitgeber und Kundschaft. 1914 sind es badische Truppeneinheiten, ab 1933 SA, Wehrmacht und SS. Auch ein KZ befindet sich auf dem Areal. Nach 1945 übernehmen französische Truppen das Gelände, heute ist der Heuberg einer der wichtigsten Standorte der Bundeswehr. Der Ort lebt mit dem Militär. Und er lebt vom Militär. Vergangenheitsbewältigung oder Geschichtsaufarbeitung finden kaum statt. Obwohl es Dokumente, Archive und Zeitzeugen gibt. Und Hobbyhistoriker — halb Betroffene, halb Beobachter. Wer ist man? Wo steht man? Worauf gründet man? Beim Versuch, sich selbst zu verorten, werden die Identitäts-Grenzen unscharf. »Ortung« unternimmt den Versuch einer Positionsbestimmung — zwischen Vergangenheit und Gegenwart. (Text: SWR)
Buch: Ortung
Die multimediale Vermessung eines Militärstandortes: Postmoderne Geschichtsschreibung im Dokumentarfilm
Transkript Verlag 2015
Dieses Buch ist der letzte Teil des Projekts zur multimedial-dokumentarischen Vermessung eines Ortes und seiner Vergangenheit. Es wirft einen Blick auf die über 100-jährige gemeinsame Geschichte der Garnisonsgemeinde Stetten am kalten Markt und des Truppenübungsplatzes Heuberg. Es versammelt einerseits Menschen, (historische) Texte, Archivdokumente und Perspektiven. Andererseits bietet es eine wissenschaftliche Abhandlung über Geschichtsschreibung im Film. Auf Grundlage unterschiedlicher Konzepte aus der Dokumentarfilm- und Geschichtstheorie entwickelt Kathrina Edinger eine eigene »Historiophotologie« und reflektiert diese an dem Dokumentarfilm »Ortung«, der den Lesern online zur Verfügung steht.
Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Martin Zimmermann.
Stimmen
»Hervorragende Arbeit. Ein besonderer Beitrag zu einer zeitgemäßen Erinnerungsarbeit, der durch künstlerische und kulturwissenschaftliche Annäherungsformen an eine schwierige Regionalgeschichte überzeugt. Darüber läd der Film durch seine innovative Filmsprache grundsätzlich zur Reflexion über das Verhältnis von Film und Geschichte ein.«
Stiftung Erinnerung Ulm – Für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde, April 2013
»Der gerade in Deutschland problematische Prozess der Historisierung unserer Vergangenheit kann, kann, muss aber nicht, ein sehr spannender Gegenstand von Erzählung, von Kunst sein. Wenn man das alles noch in sehr schöne Bilder übersetzt, und die vorgefundenen Motive und Geschichten der Melancholie unseres Alltags geradezu poetisch inszeniert, das ist dann wirklich mehr als einen Preis wert.«
Nicolaus Schafhausen, 21. Kunstwettbewerb, Bonn, Mai 2013
»Mais c’est une bonne réplique aux questions posées par le séminaire de Comolli et Lindeperg sur l’importance de toujours situer les archives. L’épaisseur de l’histoire est respectée dans le fond et la forme et de ce point de vue, c’est un travail de géologue audiovisuel (examinant les couches successives de la vie d’un lieu) remarquable.«
Michael Hoare, Choses vues, choses réfléchies à Lussas 2013, Paris, 2013
»Obwohl die bedrückende Thematik des Films jeden spezifisch musikalischen Anspruch ausschließt, kann die naheliegende Annahme, dass klangliche Phänomene in dem Film kaum eine bedeutende Rolle spielen, dahingehend relativiert werden, dass nicht nur die sensibel gestaltete Tonspur allgemein von erheblicher Bedeutung für die Konstitution von Zusammenhängen und die Konstruktion der Form ist, sondern dass auch die Auswahl der konkreten einzelnen Realmusiken, die vereinzelt in dem Film auftauchen, gerade ob ihrer Brüche und Unzulänglichkeiten von besonderer Authenzität und damit auch von besonderer Ausruckskraft sind. Ferner kann festgestellt werden, dass der große dramaturgische Bogen, den der Film ORTUNG beschreibt, die klangliche Identität zwischen Silvesterfeuerwerk und Kriegsmanöver sowie den paramilitärischen Charakter tradierter Festkulturen nutzt, um tiefe Verankerung feindseliger und antikommunikativer Verhaltensweisen in unserer Kultur zu versinnbildlichen.«
Matthias Handschick, Ohne Musik. Analytische Betrachtungen zum Dokumentarfilm »Ortung« (2012) in Überblendungen. Neue Musik mit Film/Video, Mainz 2016
Auszeichnungen (Auswahl)
Förderpreis für Bildende Kunst bei »Atlas 2013« dem 21. Kunstwettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Bonn, Deutschland, 2013
Förderpreis der Stiftung »Erinnerung Ulm — Für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde«, Ulm, Deutschland, 2013